Hameln. Unter dem Motto „Stopp Gewalt gegen Frauen – sieh nicht weg!“ haben die Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Hameln-Pyrmont gemeinsam mit der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden und dem Weißen Ring heute in der Osterstraße einen Aktionstag gestaltet. Der Infostand zog zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger an – und erwies sich als wertvoller Anlaufpunkt für Menschen, die Unterstützung suchten oder Fragen rund um häusliche Gewalt hatten.
Schon am Vormittag zeigte sich, wie groß der Bedarf an Information und Austausch ist: Viele Passantinnen und Passanten nutzten die Gelegenheit für persönliche Gespräche. Darunter waren Menschen, die sich grundsätzlich informieren wollten, aber auch solche, die bereits selbst Gewalt erlebt haben oder jemanden kennen, der betroffen ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichteten von offenen, zum Teil sehr berührenden Gesprächen, in denen Ängste, Zweifel und Unsicherheiten zur Sprache kamen.
Besonders wichtig an solchen Aktionstagen ist die Möglichkeit, auf die schleichenden Anfänge häuslicher Gewalt aufmerksam zu machen – denn sie beginnt selten mit körperlichen Angriffen. Fachkräfte warnen: Häusliche Gewalt entsteht oft langsam, über Wochen oder Monate hinweg. Typische frühe Warnzeichen sind:
- übersteigerte Eifersucht
- Kontrolle über Handy, Kontakte oder Alltagsentscheidungen
- Isolation von Freunden oder Familie
- abwertende Bemerkungen und Demütigungen
- Druck, Schuldzuweisungen oder subtile Drohungen
Wenn diese Muster unerkannt bleiben, verfestigen sie sich häufig – bis Betroffene das Gefühl entwickeln, die Situation nicht mehr beeinflussen zu können.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des heutigen Aktionstages betonten daher immer wieder: „Wenn Sie etwas sehen – sprechen Sie es an. Wenn Sie etwas erleben – holen Sie sich Unterstützung. Und wenn Sie jemanden kennen, der betroffen sein könnte – ermutigen Sie die Person, Hilfe in Anspruch zu nehmen.“
Ein wichtiges Ziel des Infostands war es, deutlich zu machen, dass niemand allein bleiben muss. Betroffene können sich jederzeit und anonym melden – ohne Angst, ohne Scham, ohne Druck. Auch Menschen aus dem Umfeld, die sich Sorgen machen oder unsicher sind, können Beratung suchen.
Viele Besucher nutzten genau diese Möglichkeit und berichteten von Situationen im Freundes- oder Familienkreis, bei denen sie unsicher waren, ob es sich um Gewalt handelt. Die Fachkräfte erklärten, woran Warnsignale zu erkennen sind und welche Schritte möglich sind, bevor die Lage eskaliert.
Der Hintergrund des Aktionstags bleibt alarmierend: Bundesweit wurden 2023 über 180.000 Frauen Opfer häuslicher Gewalt. In 360 Fällen endete Partnerschaftsgewalt tödlich – ein erschreckend hohes Niveau, das zeigt, wie dringend Prävention und Unterstützung notwendig sind. Studien gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus: Jede dritte Frau erlebt im Laufe ihres Lebens Gewalt.
Der heutige Aktionstag fand im Vorfeld des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen (25. November) statt und wurde von vielen Passanten ausdrücklich begrüßt. Er machte deutlich, wie wichtig niedrigschwellige Beratung im öffentlichen Raum ist – und wie sehr Betroffene von sichtbarer Unterstützung profitieren.
Hilfe im Landkreis Hameln-Pyrmont – anonym und jederzeit:
Frauenhaus Hameln e. V.: 05151 / 25299
Frauenberatungsstelle Hameln: 05151 / 7872666
BISS – Beratungs- und Interventionsstelle: 05151 / 405707
Polizei Hameln-Pyrmont/Holzminden: 05151 / 933-0 oder 110
Weißer Ring: 0151 / 14197269
Bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 116 016 (24/7, anonym)
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