Donnerstag, November 27, 2025
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Umgang Hamelns mit dem „Bauturbo“

Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung – 19. November 2025, Energietreff der Stadtwerke Hameln

Der Ausschuss für Stadtentwicklung befasste sich am 19. November 2025 im Energietreff der Stadtwerke intensiv mit dem Tagesordnungspunkt „Umgang mit dem Bauturbo“. Hinter diesem Punkt verbirgt sich eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit den strukturellen Herausforderungen der städtischen Bauorganisation und der Frage, wie Bauprozesse beschleunigt oder zumindest stabilisiert werden können. Obwohl der Begriff „Bauturbo“ selbst keinerlei rechtlich definierte Bedeutung besitzt, spiegelt er die wachsenden Erwartungen wider, städtische Projekte schneller, effizienter und verlässlicher umzusetzen.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand die zentrale Feststellung, dass der Wunsch nach Beschleunigung bereits im Ansatz begrenzt wird. Zahlreiche Projekte der Stadt befinden sich seit Jahren in Bearbeitung, darunter Schulerweiterungen, Sanierungen öffentlicher Gebäude und technische Modernisierungsmaßnahmen. Diese Projekte sind langwierig und ressourcenintensiv. Schon heute ist klar, dass die personellen und organisatorischen Kapazitäten der Stadt nicht ausreichen, um weitere Maßnahmen zusätzlich zu beschleunigen.

Besonders deutlich wurde dies bei der Betrachtung der technischen Gebäudeausrüstung. In diesem Bereich bestehen weiterhin offene Stellen, die für den Fortschritt vieler Projekte entscheidend wären. Zwar ist eine Nachbesetzung eingeleitet, doch wird die vollständige Einarbeitung neuer Mitarbeiter erst im Laufe des Jahres 2026 abgeschlossen sein. Die fehlenden Kapazitäten in Elektrotechnik sowie Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärplanung führen zu Verzögerungen, die nicht allein durch den Hochbau kompensiert werden können. Der „Bauturbo“ stößt damit an die physische Grenze verfügbarer Fachkräfte.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Finanzplanung der Stadt. Bereits in der Vergangenheit wurde mit der Kommunalaufsicht ein Zielwert für jährlich mögliche Investitionsauszahlungen vereinbart. Dieser liegt zwischen 20 und 30 Millionen Euro. Für das Jahr 2026 jedoch zeichnet sich eine deutliche Überschreitung dieses Rahmens ab. Verschiedene Baumaßnahmen sind weiter fortzuschreiben, und neue Projekte beanspruchen zusätzliche Mittel. Eine Beschleunigung weiterer Vorhaben würde unweigerlich zu haushaltsrechtlichen Konflikten führen.

Auch die sogenannte „Kassenwirksamkeit“ beeinflusst maßgeblich, wie schnell Projekte umgesetzt werden können. Einige Maßnahmen mussten zeitlich verschoben werden, weil ihre tatsächliche Bauphase später beginnt als ursprünglich geplant. Entsprechend wurden die finanziellen Ansätze neu verteilt, um den realen Zeitabläufen gerecht zu werden. Dies macht deutlich, wie komplex und vielschichtig der Bauablauf bei kommunalen Projekten ist: Selbst wenn politische Beschlüsse vorliegen, lassen sich technische, rechtliche und finanzielle Abhängigkeiten nicht einfach beschleunigen.

Der Ausschuss stellte fest, dass ein echter „Bauturbo“ nur dann möglich wäre, wenn man bereit wäre, andere Projekte zurückzustellen. Die Stadtverwaltung machte deutlich, dass zusätzliche Maßnahmen nur in den grünen Prioritätsbereich verschoben werden könnten, wenn gleichzeitig laufende Projekte gestoppt oder verschoben würden. Eine Beschleunigung an einer Stelle würde also eine Verlangsamung an anderer Stelle erfordern.

Die Sitzung machte deutlich, dass Hameln in einer Phase struktureller Belastung steht. Die Verwaltung setzt auf Verlässlichkeit, realistische Planungen und sorgfältige Priorisierung statt auf symbolische Beschleunigungsversprechen. Der „Bauturbo“ bleibt damit eher eine politische Metapher als ein operatives Werkzeug.

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