Am 20. August steht im Ausschuss für Stadtentwicklung ein Vorhaben von großer Tragweite auf der Tagesordnung: die mögliche Ausweisung neuer Bauflächen im Ortsteil Unsen, bekannt als „Vor dem Süntel“. Die Unterlagen dazu umfassen rund 500 Seiten – vor allem Umweltgutachten, Fachberichte und Stellungnahmen. Schon dieser Umfang zeigt, wie komplex und umstritten das Projekt ist.


Bedarf und Zielsetzung
Hamelns Verwaltung begründet das Vorhaben mit einem anhaltenden Druck auf den Wohnungsmarkt. In den letzten Jahren sind verfügbare Bauflächen weitgehend aufgebraucht worden. Das geplante Gebiet „Vor dem Süntel“ soll hier Abhilfe schaffen, indem neue Grundstücke für Einfamilien- und Doppelhäuser entstehen. Ziel ist es, zusätzliche Einwohner zu gewinnen und Hameln als Wohnstandort zu stärken.
Umwelt- und Artenschutz
Ein Schwerpunkt der Gutachten liegt auf den ökologischen Folgen. Dokumentiert sind Vorkommen geschützter Tierarten, insbesondere verschiedener Fledermausarten und Vogelpopulationen. Darüber hinaus grenzt das Gebiet an sensible Wiesenflächen, die Teil lokaler Biotopverbünde sind.

Die Gutachter empfehlen daher eine Vielzahl von Ausgleichsmaßnahmen:
- Pflanzung neuer Gehölzstrukturen
- Anlage von Ersatzhabitaten
- Schutzmaßnahmen während der Bauphase (z. B. Bauzeitenbeschränkungen zum Schutz der Brutzeiten)
Dennoch bleibt das Risiko, dass Lebensräume unwiederbringlich verloren gehen.
Landschaftsbild und Klima
Besonders ins Gewicht fällt die Wirkung auf das Landschaftsbild. Der Hang des Süntel prägt den Charakter Unsens. Durch neue Bebauung würde dieses Bild verändert. Fachleute raten zu klaren Gestaltungsvorgaben – etwa niedrigen Bauhöhen, harmonischen Dachformen und zurückhaltender Farbgebung.
Darüber hinaus spielt das Gebiet eine Rolle für das Mikroklima: Es gilt als Kaltluftentstehungsfläche. Eine großflächige Versiegelung könnte die Durchlüftung beeinträchtigen und die sommerliche Wärmebelastung erhöhen.

Verkehr und Infrastruktur
Auch der Verkehr wurde eingehend untersucht. Die vorhandenen Straßen sind bereits jetzt eng und teils stark frequentiert. Zusätzliche Haushalte würden die Belastung erhöhen. Die Gutachten gehen zwar davon aus, dass die Kapazitäten rechnerisch ausreichen, empfehlen jedoch deutliche Verbesserungen:
- Kreuzungsbereiche sollen erweitert werden.
- Neue Bushaltestellen und eine engere Taktung des ÖPNV sind erforderlich.
- Radwege sollen ergänzt werden, um Alternativen zum Pkw zu schaffen.
Kritisch angemerkt wird, dass diese Maßnahmen kostenintensiv sind und frühzeitig realisiert werden müssten.
Soziale Aspekte
Während bei Neubaugebieten oft Kitas und Grundschulen im Fokus stehen, gilt das hier nur eingeschränkt. Die Gutachten stellen klar: Die Altersstruktur in Unsen ist überwiegend älter. Der Bedarf an Kita-Plätzen wird daher nicht als vordringlich eingeschätzt. Wichtiger sind Fragen der ärztlichen Versorgung, Nahversorgung und Erreichbarkeit der Innenstadt.
Finanzielle Dimension
Die Unterlagen beziffern die Kosten für Erschließung, Straßenbau, Entsorgung und Ausgleichsmaßnahmen auf mehrere Millionen Euro. Ein Teil davon kann über Anliegerbeiträge refinanziert werden, doch ein erheblicher Anteil bleibt bei der Stadt. Ob die zusätzlichen Steuereinnahmen langfristig ausreichen, ist unklar.
Fazit
Das Baugebiet „Vor dem Süntel“ ist ein Großprojekt, das zahlreiche Chancen, aber auch erhebliche Risiken birgt. Einerseits könnte es dringend benötigten Wohnraum schaffen und Hameln als Standort stärken. Andererseits drohen ökologische Verluste, Verkehrsprobleme und hohe Kosten.
Die Sitzung am 20. August wird zeigen, ob Politik und Verwaltung bereit sind, diesen Weg weiterzugehen – und wie die Prioritäten zwischen Wachstum, Umweltschutz und finanzieller Tragfähigkeit gesetzt werden.
Der Ortsteil Unsen steht vor einer wegweisenden Veränderung. Mit dem geplanten Baugebiet „Vor dem Süntel“ möchte die Stadt Hameln neue Wohnflächen am Ortsrand ausweisen. Ziel ist es, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und den Standort Hameln für Familien, Berufstätige und ältere Menschen gleichermaßen attraktiv zu halten. Das Projekt wird am 20. August im Ausschuss für Stadtentwicklung ausführlich vorgestellt und diskutiert.
Die Pläne sehen eine Mischung aus Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und kleineren Wohneinheiten vor. Dadurch soll eine sozial durchmischte Nachbarschaft entstehen, die verschiedene Lebensmodelle berücksichtigt. Gerade junge Familien, die in Hameln oft Schwierigkeiten haben, bezahlbare Baugrundstücke zu finden, sollen profitieren. Aber auch für ältere Menschen, die barrierefrei und in kleineren Einheiten wohnen möchten, könnte das Gebiet neue Möglichkeiten eröffnen.

Doch das Baugebiet wirft auch Fragen auf. Die vorhandene Infrastruktur ist in Unsen bereits stark ausgelastet. Insbesondere die Verkehrsanbindung in Richtung Innenstadt und die Kapazitäten von Kindertagesstätten und Schulen stehen im Fokus. Werden die Straßen dem zusätzlichen Verkehr gewachsen sein? Muss in Kita- oder Schulplätze investiert werden? Und wie lässt sich der zusätzliche Flächenverbrauch mit Natur- und Umweltschutz vereinbaren? Gerade der landschaftliche Charakter des Süntelhangs gilt vielen Bürgerinnen und Bürgern als erhaltenswertes Gut.
Im Ausschuss werden diese Fragen nicht nur aus städtebaulicher, sondern auch aus finanzieller Sicht diskutiert. Die Erschließungskosten, steigende Baupreise und die Notwendigkeit von Ausgleichsmaßnahmen könnten das Projekt verzögern oder verteuern. Gleichzeitig sehen Befürworter eine große Chance: Mehr Einwohner stärken das Dorfleben, fördern Vereine, sichern die Nahversorgung und tragen langfristig zur Stabilität der Stadt bei.
Für die Bürger Unsens bedeutet das Baugebiet eine spürbare Zäsur. Manche hoffen auf frischen Wind und neue Nachbarn, andere fürchten den Verlust von Ruhe und Landschaft. Die Entscheidung, die im Ausschuss vorbereitet wird, dürfte daher auch emotional diskutiert werden. Sicher ist: Das Baugebiet „Vor dem Süntel“ wird die Entwicklung Unsens und Hamelns insgesamt für die nächsten Jahrzehnte prägen.