Freitag, Oktober 10, 2025
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Rathaus muss saniert werden – Elektriker verweigern Arbeiten an maroden Anlagen

Hameln. Das Hamelner Rathaus steht vor einer umfassenden Sanierung. 51 Jahre nach seiner Fertigstellung ist das Verwaltungsgebäude technisch und sicherheitlich in einem Zustand, der eine dauerhafte Nutzung kaum noch zulässt. Das wurde am Dienstag, 8. Oktober 2025, im Ausschuss für Stadtentwicklung deutlich. Stadtbaurat Markus Pfeiffer stellte für die Verwaltung dort den aktuellen Stand der Prüfungen vor – und warnte vor einem enger werdenden Zeitfenster: Die Nutzungszulassung für das Rathaus läuft 2028 aus. Danach wäre der Betrieb baurechtlich nicht mehr erlaubt.

Das Gebäude am Rathausplatz stammt aus dem Jahr 1974 und erfüllt wesentliche bauliche Standards nicht mehr. Die Barrierefreiheit ist nur in Teilbereichen gegeben, ein aktuelles Sicherheitskonzept existiert nicht. Besonders kritisch ist der Brandschutz: Die rückwärtige Außentreppe, einst als Fluchtweg vorgesehen, entspricht nach geltendem Baurecht nicht mehr den Anforderungen. Auch die Verkabelung, Sicherungskästen und Schaltanlagen stammen teilweise noch aus der Bauzeit. Nach Angaben der Bauverwaltung verweigern einige Elektriker mittlerweile Arbeiten an der alten Installation.

Hinzu kommt die Fassade, deren Konstruktion eine Sanierung zusätzlich erschwert. Die Verkleidung etwa ist so montiert, dass keine Gerüste ohne Demontage angebracht werden können. Eine einfache Instandsetzung ist damit ausgeschlossen. Ohne aufwendige Eingriffe droht das Rathaus mittelfristig unbenutzbar zu werden.

Im Ausschuss machte die Verwaltung deutlich, dass eine bloße Teilsanierung nicht ausreichen werde. Vielmehr müsse die Stadt entscheiden, ob das Gebäude grundlegend saniert oder durch einen Neubau ersetzt werden soll. Ein weiteres Problem: Es existiert bislang kein genehmigtes Gesamt-Sicherheits- und Evakuierungskonzept.

Die nächste Etappe soll nun ein aktualisiertes Brandschutzkonzept bringen, das bis Ende Oktober 2025 vorliegen soll. Außerdem wird die sogenannte SIKMA-Studie – eine bautechnische und energetische Bewertung des Rathauses aus dem Jahr 2016 – derzeit überarbeitet. Die Ergebnisse der Neubewertung werden im vierten Quartal erwartet. Im ersten Quartal 2026 will die Verwaltung die Studie prüfen und bewerten, bevor ab dem zweiten Quartal die politische Beratung beginnt.

Der Rat soll nach jetzigem Planungsstand im Juni 2026, also noch vor der Sommerpause, eine Entscheidung treffen. Die erforderlichen Mittel sollen anschließend in den Haushaltsplan 2027 aufgenommen werden. Schon jetzt steht jedoch fest: Eine Entscheidung im Jahr 2027 wäre zu spät, um die gesetzlichen Fristen für Planung und Ausschreibung einzuhalten.

Kritik kam aus der Politik an der langen Untätigkeit seit der ersten SIKMA-Analyse 2016. Über Jahre sei das Rathaus weiterbetrieben worden, obwohl die Mängel bekannt gewesen seien. Ratsmitglieder debattierten die Verantwortlichkeiten, während Rüdiger Zemlin von der FDP die Verantwortung bei der Mehrheitsgruppe der SPD und den Grünen sieht, weist die Mehrheitsgruppe diese Interpretation entschieden zurück. Die Entscheidungen seien gemeinsam getroffen worden.

Das Rathaus ist längst zum Symbol für den Investitionsstau im städtischen Gebäudebestand geworden. Ob eine Kernsanierung oder ein kompletter Neubau die sinnvollere Lösung ist, soll die aktualisierte Studie zeigen. Klar ist schon jetzt: Ohne ein tragfähiges Brandschutz- und Sicherheitskonzept müsste das Rathaus spätestens 2028 geschlossen werden.

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